Globale Studie: Neue Produkte und Märkte haben aus Sicht von Private-Equity-Investoren bei Automobilzulieferern höhere Relevanz als in anderen Branchen
29. August 2025
- Neue Insights

- Neue Geschäftsfelder und Produkte stehen bei 79 Prozent der Investoren auf der Agenda
- Technologie- und IT-Investitionen gelten für 88 Prozent als entscheidender Hebel für Wertsteigerung
- Fast die Hälfte setzt sehr häufig auf Effizienzsteigerung durch Supply-Chain- und Prozessoptimierung zur Freisetzung von Kapital
„Viele Unternehmer und Führungskräfte in der deutschen Zulieferindustrie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sie so wie bisher nicht weitermachen können“, sagt Ralf Winzer, Vorstand und Partner bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting. „Die Nachfrage sinkt in Europa, der globale Wettbewerb wird gleichzeitig größer. Neue Unternehmen, vor allem aus China, drängen in den Markt. Darum versucht sich eine signifikante Anzahl an Zulieferern jetzt neu zu erfinden oder sich zumindest zu diversifizieren.“
„Vor allem dort, wo hohe technische Anforderungen bestehen, sehen wir Chancen“, sagt Ralf Winzer. „Etwa in der Luftfahrt, bei Erneuerbaren Energien, in der Wehrtechnik oder bei industriellen Antriebssystemen. In diesen Branchen sind die Anforderungen an Präzision, Qualität und Dokumentation ähnlich hoch wie in der Automobilindustrie. Das senkt die Einstiegshürde – erfordert aber einen erheblichen zeitlichen Vorlauf.“
Schrittweise Diversifikation als Erfolgsmodell
„Trotzdem braucht es mehr als technisches Know-how. Zulassungen, neue Kundenbeziehungen, kleinere Losgrößen und andere Produktzyklen stellen viele Unternehmen vor kulturelle und operative Herausforderungen. Wer schrittweise vorgeht, mit Nischenprodukten startet und auf strategische Partnerschaften setzt, kann sich dennoch erfolgreich neue Märkte erschließen – ohne das Kerngeschäft sofort zu gefährden“, sagt Ralf Winzer. „Klar ist: Das ist kein Selbstläufer. Aber es wäre fahrlässig, jetzt nicht zu prüfen, wo und wie man sich als Automobilzulieferer breiter aufstellen kann. Auch hier gilt: Es gibt keinen Masterplan. Aber es gibt individuelle Wege, die funktionieren können.“
Und neben Zeit braucht es auch Kapital. Darum ist es nachvollziehbar, dass 42 Prozent der Befragten sehr häufig an einer Optimierung von Supply Chain und prozessualen Abläufen (Operations) arbeiten, 41 Prozent das Working Capital effizienter aufstellen und 39 Prozent „sehr häufig“ angegeben haben, wenn es um die Anpassung ihrer Kostenstrukturen geht.
Harter Schnitt für neue Spielräume
„Die Kombination aus Überkapazitäten, schrumpfendem Verbrennergeschäft und hohem Investitionsbedarf zwingt viele Zulieferer zu grundlegenden Änderungen . Was nicht mehr zukunftsfähig oder wirtschaftlich ist, wird aussortiert – sei es durch Carve-outs, Verkäufe oder die Stilllegung kompletter Produktlinien oder Werke“, sagt Ralf Winzer.
„Auch viele Mittelständler müssen sich neu aufstellen, oft unter schwierigen Bedingungen. Wer dabei konsequent fokussiert und frühzeitig die operative Basis sichert, kann jedoch wieder Spielräume schaffen: für gezielte Investitionen, neue Kunden oder den Einstieg in andere Märkte. Klar ist: Die Branche wird sich konsolidieren – aber Unternehmen, die ihre Lage offen analysieren und entschlossen handeln, haben gute Chancen, ihre Position neu zu definieren.“
Technologie und KI als Schlüssel für Zukunftsfähigkeit
Und die Unternehmen brauchen für einen weiteren Bereich ausreichend Kapital, den aus Sicht der Befragten wichtigsten Hebel zur Wertsteigerung: eine moderne Technologie und IT-Infrastruktur. 47 Prozent setzen hier bereits sehr häufig aktiv auf neue Investitionen, insgesamt haben das 88 Prozent angegeben.
Die Investitionen sind nicht nur von kapitaler Bedeutung, um neue Produkte und Märkte zu erschließen oder die bestehende Kundenbasis zu bedienen. Die PE-Entscheider haben auch angegeben, dass der Reifegrad von KI und Automatisierung in den operativen Abläufen das wichtigste Kriterium für einen erfolgreichen Exit ist – noch vor einem skalierbaren Geschäftsmodell, das auf Platz zwei folgt.
„Viele Zulieferer unterschätzen, wie sehr Investoren heute auf digitale Anschlussfähigkeit und Automatisierung achten“, sagt Ralf Winzer. „Wer jetzt nicht in KI-gestützte Prozesse und moderne IT-Infrastruktur investiert, riskiert, in wenigen Jahren weder wettbewerbsfähig noch attraktiv für Käufer zu sein. Digitalisierung ist längst kein optionales Add-on mehr – sie ist zur Voraussetzung für Wachstum, Transformation und nachhaltige Wertsteigerung geworden.“
Über die Untersuchung:
FTI Consulting hat mehr als 500 Entscheider von Private-Equity-Gesellschaften befragt – darunter Investment-Professionals und Operating Partner. Ziel war es, besser zu verstehen, welche Hebel zur Wertsteigerung in Portfoliounternehmen eingesetzt werden. Die Umfrage war global angelegt und umfasste Teilnehmer aus den USA, Lateinamerika, Europa, dem Nahen Osten sowie der Asien-Pazifik-Region.
Die vollständige Untersuchung lässt sich hier herunterladen.
Ihr Kontakt
- Ralf Winzer
Senior Partner & Vorstand