Der Umsatzanteil des Online-Handels wächst seit Jahren beständig. Wird es den stationären Handel, wie wir ihn heute kennen, in einigen Jahren überhaupt noch geben?
Durchaus. Denn die Frage nach stationärer oder Online-Präsenz ist vielfach nur mit einem „sowohl als auch“ zu beantworten. Die Besucherfrequenzen in den Innenstädten erholen sich nach der Pandemie allmählich, werden aber voraussichtlich nicht mehr die Vor-COVID-Werte erreichen. Auch strukturelle Probleme bleiben bestehen. Um gegenüber den sogenannten „Online Pure Playern“, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind, konkurrenzfähig zu bleiben, muss vor allem der stationäre Einzelhandel seine Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten. Dabei ist zu beachten, dass das Erlebnis im physischen Store auch zur stärkeren Kundenbindung online beitragen kann, also im Idealfall beide Kanäle voneinander profitieren.
Können Sie darauf etwas näher eingehen?
In der Praxis begegnen uns immer wieder neue, kreative Ansätze, die KundInnen zum Store-Besuch animieren. Dies können sowohl Ansätze von Einzelhändlern als auch Shops von Markeninhabern sein. Im besten Fall schafft es ein Store nicht nur, eigene (Marken-)Botschaften zu senden und Begehrlichkeiten zu wecken, sondern auch aktuelle Trends und Bedürfnisse der KundInnen aufzunehmen. Diese Erkenntnisse können im Rahmen der Kollektionsgestaltung und Kommunikation aktiv genutzt werden. Daher ist ein direkter Zugang zu KundInnen und Nutzerdaten heute wichtiger als je zuvor.
Was und wo haben Sie zuletzt eingekauft?
Über Social Media-Werbung bin ich auf einen Hersteller von nachhaltiger Mode aufmerksam geworden. Über mehrere Tage hinweg fiel mir die Anzeige in verschiedenen Formen immer wieder auf. Letztlich bin ich schwach geworden und habe mir ein Sweatshirt gekauft, das ich mir zuvor im Online-Store mehrfach angesehen hatte. Man weiß, wie erfolgreiches Online-Marketing funktioniert – und trotzdem ist man selbst anfällig dafür...